
Mikro-ÖV-Systeme: Bedarfsorientierte Mobilität für Tourismus und Gemeinden
Mikrosysteme im öffentlichen Verkehr (ÖV) bieten ländlichen und touristischen Regionen eine klimafreundliche, bedarfsorientierte Mobilitätslösung und damit eine Alternative zum eigenen Auto.

Mikro-ÖV-Systeme für mehr Flexibilität
Ländliche Regionen oder Stadt-Umlandregionen stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn es um das Thema Mobilität geht. Ohne eigenes Auto ist der Alltag oft nur schwer zu bewältigen. Der öffentliche Verkehr (ÖV) kämpft mit geringer Auslastung, hohen Betriebskosten und starren Fahrplänen, die oft nicht den Bedürfnissen der Fahrgäste entsprechen. Mikro-ÖV-Systeme können hier Abhilfe schaffen und sowohl Einheimischen als auch Urlaubs- und Tagesgästen eine Mobilitätsgarantie bieten.
Was ist Mikro-ÖV? Darunter zu verstehen sind flexible Mobilitätslösungen wie Rufbusse oder Anrufsammeltaxis, die hauptsächlich als Zubringer zum Linienverkehr dienen.
Flexible Mobilitätslösungen haben das Potenzial, die Mobilität grundlegend zu verbessern. Sie bieten eine nachhaltige, kostengünstige und ressourcenschonende Alternative zum privaten Pkw und tragen gleichzeitig zur Verbesserung der Erreichbarkeit und Lebensqualität in diesen Gebieten bei. Dabei ist zu betonen, dass es sich nicht um eine Konkurrenz zum öffentlichen Verkehr handelt, sondern um ein unterstützendes Mobilitätsangebot, das den Modal Split zugunsten des öffentlichen Verkehrs erhöht.
Mit gezielten Maßnahmen und der richtigen Infrastruktur können Mikro-ÖV-Systeme einen wesentlichen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren und sozial gerechteren Mobilität in ländlichen Gemeinden und Tourismusregionen leisten.
Vorteile für den ländlichen Raum
Mobilität ist eine wichtige Voraussetzung für die Daseinsvorsorge und die Teilhabe am sozialen Leben. Sei es der Weg zur Arztpraxis, zum Amt, zum Supermarkt, zum Sportverein oder zu Treffen mit Familie, Freund:innen und Bekannten. All diese Wege setzen Mobilität voraus. Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene, ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen, aber auch Personen ohne Führerschein haben weniger Zugang zu Mobilität.
Mikro-ÖV-Systeme ermöglichen eine bedarfsgerechte Mobilität und tragen sowohl zur Verbesserung der Lebensqualität der Einheimischen als auch zur Förderung des Tourismus in ländlichen Regionen bei und sind mit geringeren Kosten als der öffentliche Linienverkehr verbunden.
Nachfrageorientierung: Mikro-ÖV-Systeme fahren oder werden nur genutzt, wenn sie benötigt werden. Dadurch werden leere Busse oder ungenutzte Fahrzeuge vermieden, was Kosten und Emissionen reduziert.
Flexibilität: Diese Systeme können individuell auf die Bedürfnisse der Fahrgäste reagieren. Ein Rufbus, Anrufsammeltaxi, Carsharing-Auto oder Leihfahrrad kann je nach Bedarf eingesetzt werden, ohne dabei an feste Fahrpläne gebunden zu sein.
Ergänzung des bestehenden ÖV-Angebots: In vielen Regionen ist der klassische öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in den Randzeiten oder am Wochenende eingeschränkt. Mikro-ÖV-Systeme können diese Lücken schließen und insbesondere in abgelegenen Gebieten die Erreichbarkeit sicherstellen.
Förderung nachhaltiger Mobilität: Durch die flexible und klimafreundliche Gestaltung tragen Mikro-ÖV-Systeme dazu bei, die Abhängigkeit vom privaten Pkw zu reduzieren. Dies ist besonders im Tourismus relevant, wo umweltbewusste Mobilitätslösungen zunehmend nachgefragt werden.
Geringere Kosten: Da die Fahrzeuge nur bei Bedarf eingesetzt werden und oft kleiner sind als klassische Busse, sind die Betriebskosten in der Regel deutlich niedriger.
Herausforderungen und Lösungen
Trotz der vielen Vorteile sind auch einige Herausforderungen mit der Einführung flexibler Mobilitätslösungen verbunden. Dazu gehören die Akzeptanz durch die Bevölkerung, die technische Umsetzung sowie die langfristige Finanzierung. Oft ist es notwendig, durch Informationskampagnen und Pilotprojekte Vertrauen in diese neuen Systeme zu schaffen.
Eine engere Vernetzung zwischen regionalen Behörden, Verkehrsplanern und Mobilitätsdienstleistern ist dabei entscheidend. Digitale Plattformen, auf denen die Fahrten einfach gebucht und koordiniert werden können, spielen dabei eine zentrale Rolle. Förderprogramme der öffentlichen Hand können zudem helfen, die anfänglichen Investitionskosten zu decken und innovative Modelle in ländlichen Regionen zu testen.
Beispiele für Mikro-ÖV-Systeme
Mikro-ÖV-Systeme oder flexible Mobilität bedeutet mehr als nur Bus und Bahn zu nutzen. Es handelt sich dabei um kleine, flexible Mobilitätslösungen, die sich nach den Bedürfnissen der Fahrgäste (Einheimische, Urlaubs- und Tagesgäste) richten und als Zubringer zum Linienangebot dienen.
Im Gegensatz zum herkömmlichen ÖPNV, der auf einer festen Strecke und nach einem festen Fahrplan verkehrt, sind Mikro-ÖPNV-Systeme flexibler. Sie funktionieren auf Abruf und können variabel eingesetzt werden, um abgelegene Regionen, kleinere Ortschaften oder touristische Ziele besser zu erschließen. Typische Beispiele sind Rufbusse und Anrufsammeltaxis, Carsharing und Bikesharing, die entweder telefonisch, über eine App oder durch spontane Nutzung in Anspruch genommen werden können.
Es kann zwischen verschiedenen Mikro-ÖV-Systemen unterschieden werden:
Mikro-ÖV-Systeme
Ein Rufbus verkehrt entlang einer vorgegebenen Linie, jedoch hält er nicht an allen Haltepunkten, sondern nur nach Bedarf. In der Regel verkehrt ein Rufbus in einem bestimmten Zeitfenster mit geringer Nachfrage. Oft zu Randzeiten oder an Wochenenden. Die Bestellung erfolgt häufig telefonisch oder über eine App. Eine Fahrt muss häufig eine gewisse Zeit im Voraus gebucht werden. Diese Lösung spart Kosten und Ressourcen, da der Bus nur dann fährt, wenn er tatsächlich gebraucht wird.
RUFbus Semmering-Rax
Der RUFbus Semmering-Rax verkehrt täglich von 08:30 bis 18:00 Uhr in den Gemeinden Reichenau/Rax, Payerbach, Gloggnitz, Schottwien, Semmering und Breitenstein. Er richtet sich sowohl an Einheimische als auch an Gäste. Die Fahrt kann per Telefon oder über die Postbus-Shuttle-App gebucht werden.
Im Gegensatz zum Rufbus gibt es beim Anrufsammeltaxi keine feste Linienführung, sondern eine flexible Route, allerdings mit fixen Haltepunkten. Das bedeutet, dass Fahrgäste von zu Hause oder jedem beliebigen Haltepunkt zu einem anderen Haltepunkt oder umgekehrt befördert werden können. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich.
Nockmobil
Das Nockmobil ist ein ganzjähriges Anrufsammeltaxis, welches rund 650 Haltepunkte innerhalb der Nockberge-Region bedient. Fahrten können per App, Telefon oder über die Partnerbetriebe gebucht werden.
Gemeindebusse sind ein noch flexibleres und kleinräumigeres System als Rufbusse oder Anrufsammeltaxis. Ein von der Gemeinde gegründeter Verein organisiert den Betrieb. Der Gemeindebus verkehrt in der Regel innerhalb eines bestimmten Zeitfensters, in dem die Fahrgäste unter Voranmeldung direkt von zu Hause abgeholt und zu ihrem gewünschten Ziel innerhalb der Gemeinde gebracht werden.
Gmoa Bus Pöttsching
Der Gemeindebus in Pöttsching holt seine Fahrgäste direkt von zu Hause hab und bringt sie innerhalb von Pöttsching überall hin.
Auch im Tourismus gibt es Mikro-ÖV-Systeme wie den Wander- oder Skibus. Der Bus verkehrt saisonal und ist auf die Bedürfnisse seiner Fahrgäste abgestimmt. Wander- und auch Skibusse fahren in der Regel zu festen Zeiten und auf fixen Routen, die gezielt auf Outdoorziele (Wanderstart- und Endpunkte, Bergbahnen) ausgerichtet sind.
Beratung und Förderung
Im Rahmen der klimaaktiv mobil Initiative besteht die Möglichkeit, klimafreundliche Mobilitätsangebote zur Förderung einzureichen, etwa die Umsetzung von Sharing-Modellen oder die Einrichtung von bedarfsorientierten Mobilitätslösungen, Verkehrssystemen und Mikro-ÖV-Systemen (Wanderbus, Gemeindebus, Betriebsbus, Rufbus bzw. Taxi).