
Sharing und Mitfahren: Bausteine der Mobilitätswende
Österreich verfolgt das Ziel der Klimaneutralität bis 2040. Ein Baustein im Bereich Personenverkehr ist die Reduktion von Motorisierung und Fahrleistung – und somit Emissionen – durch das Teilen von Fahrzeugen sowie die Erhöhung des Besetzungsgrades. Das Ministerium hat dazu im Rahmen des Mobilitätsmasterplans eine eigene Strategie veröffentlicht.

Möglichkeiten, Angebote und Potenziale
Carsharing- und Mitfahrmodelle bergen enormes Potenzial. Jeder geteilte Kilometer reduziert die damit verbundene Umweltbelastung. Darüber hinaus bedeutet die gemeinsame Nutzung eine Kostenersparnis – für Einzelpersonen, Unternehmen und die Gesellschaft.
Carsharing und Mitfahren, also das Teilen von Fahrzeugen sowie von Fahrten, werden unter dem Begriff Sharing subsummiert. Andere Fahrzeuge wie (E-)Transporträder, Scooter und Spezialfahrzeuge sind hier ebenfalls zu berücksichtigen. Die (mit wenigen Ausnahmen) kontinuierliche Zunahme des Autoverkehrs in den letzten Jahrzehnten ist nicht nur das Resultat steigender Mobilitätsbedürfnisse und zunehmender Motorisierung. Auch der stark gesunkene Besetzungsgrad von Pkws trägt dazu bei. Durch eine Förderung von unterschiedlichen Sharing-Modellen soll diesem Trend entgegengewirkt werden.
Strategie und Prozess
Als relativ rasch umsetzbare Maßnahme zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs hat Sharing großes Potenzial: Aktuellen Schätzungen zufolge lässt sich der Anteil der mitfahrenden Pendler:innen bis zum Jahr 2030 verdreifachen. Durch Fahrgemeinschaften können laut Umweltbundesamt von 2025 bis 2030 mehr als eine Million Tonnen CO2-Äquivalente vermieden werden.
Daher setzt das Klimaschutzministerium sehr stark auf diesen Baustein der Mobilitätswende und hat einen umfangreichen Strategieprozess gestartet. Dazu zählen die Erarbeitung von Grundlagen (Studie „Sharing-Grundlagen“) und darauf basierend die Sharing-Strategie, die wiederum Teil des Mobilitätsmasterplans 2030 ist.
Die Sharing-Strategie beschreibt die notwendigen Maßnahmen und dient als Fahrplan für die kommenden Jahre – ihre Veröffentlichung markiert zugleich den Start für die Umsetzung. In einem nächsten Schritt sollen sich Stakeholder:innen und Entscheidungsträger:innen in einer österreichweiten Plattform vernetzen.
Transportrad-Sharing in der Gemeinde
Die Hälfte der Autofahrten in Österreich ist kürzer als fünf Kilometer, wobei selten mehr als eine Person im Auto sitzt. Diese Strecke ist selbst mit dem Transportrad einfach zu bewältigen. Und wie oft nimmt man schon eine Waschmaschine per Auto mit? Die Mitnahme von Kindern und Einkauf gehen mit E-Unterstützung per Transportrad auch ohne klimaschädliche Emissionen ganz leicht vonstatten.
Aus der Praxis
Seit Herbst 2023 gibt es in Sankt Andrä-Wördern und Leonding ein Transportrad-Sharing. Die Zielgruppe ist grundsätzlich die unmittelbare Bevölkerung, es gibt aber auch Nutzer:innen aus dem erweiterten Umfeld. Vielversprechend ist das System jetzt schon, denn die Nutzungszahlen sind beeindruckend. In Wördern wird das Rad jeden dritten Tag ausgeliehen und hat schon 2.000 km zurückgelegt, in Leonding haben zwei Räder zusammen bereits über 5.200 km erreicht.
An allen Standorten läuft das Ausleihen über die Online-Buchungsplattform von radverteiler.at und den dazugehörigen smarten Verleihboxen, in denen Akku, Ladegerät und Schlüssel lagern. Sie können via Smartphone geöffnet werden, sobald der online reservierte Termin beginnt.
Mehr Infos gibt es hier: klimaentlaster.at
Damit die Vorteile klimafreundlicher Fortbewegungsmittel mit hohen Transportkapazitäten für die Bürger:innen der Gemeinde erlebbar werden, braucht es Transporträder zum Ausprobieren. Die beste Lösung, um diese abgasfreien Familienkutschen regelmäßig benutzen zu können, ist ein E-Transportrad, das für alle verfügbar ist. Eine EU-Studie zeigt, dass 50 Prozent der gewerblichen Dienstleistungen und 77 Prozent aller privaten Logistikwege mit dem Transportrad erledigt werden können.
Die Auswahl an Transporträdern ist groß und wächst ständig weiter. Elektrische Unterstützung macht gerade bei Transporträdern mit Beladekapazitäten von bis zu 200 Kilogramm Sinn. Die Motorisierung folgt in den allermeisten Fällen den Vorgaben für handelsübliche E-Bikes (maximal 25 km/h, maximal 600 W), dadurch gelten auch E-Transporträder als normale Fahrräder laut StVO. Die drei häufigsten Transportradtypen sind Trike, Longjohn und Longtail – mit unterschiedlichen Ausführungen der Transportboxen oder Gepäcksträgern. Eine Empfehlung: das Regenverdeck zum Schutz und hydraulische Scheibenbremsen für noch mehr Sicherheit
Sharing bedeutet das systematische Bereitstellen und Ausleihen von Gegenständen, um Güter der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen und Besitz zu vermeiden. Im Fahrradbereich gibt es verschiedene Varianten von Bikesharing. Die Bandbreite reicht von öffentlichen Leihradsystemen in Großstädten mit vielen Tausenden Rädern an vernetzten Stationen und aufwendiger Logistik bis hin zu einzelnen „freien Lastenrädern“, die von Privatpersonen nebenbei verliehen werden.
Transporträder werden von der Gemeinde gekauft und stehen bei Gewerbetreibenden, Lokalen oder Privatpersonen, den „Radlgeber:innen“, zur Verfügung. Die Radlgeber:innen können die Räder kostenlos nutzen, müssen aber den Verleih bedienen und für die Wartung bei den Fachwerkstätten sorgen. Eine einfache Möglichkeit, den Verleih zu koordinieren, sind Webplattformen, über die die Räder reserviert werden können.
Bereiten Sie Ihr regionales Transportrad-Sharing-Angebot gut vor und kündigen Sie dieses groß an. Veranstalten Sie schon zu Beginn der Überlegungen einen Infoabend für die Bevölkerung, an dem die Idee des Sharing besprochen wird und erste Kandidat:innen für die Radlgeber:innen-Funktion gefunden werden können. Hierzu einige Tipps:
- Richtige Wahl von Transportradmodellen je nach Zweck, Verfügbarkeit und Kosten
- Brandingbeklebungen für das Sharing-Angebot
- Bewerbung durch Öffentlichkeitsarbeit
- Präsentation der Transporträder bei Events
- Vereinbarung von Wartungsmöglichkeiten mit lokalen Radwerkstätten
- Einschulungen zur Benützung der Transporträder
- Ausleihen durch Vereinbarungen und Verträge
- Attraktive und prominente Standorte zum Ausleihen
Die Kosten reichen beim Transportrad-Sharing von der Anschaffung und Lieferung der Räder über Brandingbeklebung und bis zu Fahrradschlössern. Die Versicherung muss ausdrücklich den Verleih des Rades mit abdecken! Für das Abstellen der Räder sollten zumindest Bodenanker, Radbügel oder transportradtaugliche Radboxen angeschafft werden – durch eine smarte Verleihbox werden die Räder auch rund um die Uhr zugänglich. Trotz einer sehr widerstandsfähigen Bauweise sind laufende Kosten für Reparaturen mit einzuplanen. Betreuung und Verleih können von privaten Radlgeber:innen oder lokalen Betrieben übernommen werden, die Koordination des Sharing obliegt meist den Mitarbeiter:innen der Gemeinde oder externen Dienstleister:innen.
Die Finanzierung kann entweder zur Gänze von der Gemeinde getragen werden oder in Verbindung mit Förderungen, Crowdfunding oder Sponsoren – eine Tabelle für die Berechnung finden Sie unter den weiterführenden Links!
klimaaktiv mobil Angebote und Informationen zum Sharing
Wo das Teilen von Fahrten und Fahrzeugen im gemeinschaftlichen Wohnbau bereits gut funktioniert und welche Erfahrungen daraus gewonnen werden, ist Inhalt des klimaaktiv mobil Leitfadens „Klimafreundlich mobil im Wohnbau“. Für Fördereinreichungen von Carsharing-Angeboten für Gemeinden und Betriebe sowie Tourismus- und Freizeiteinrichtungen stehen die klimaaktiv mobil Beratungsprogramme zur Verfügung.