Nachhaltiges Wachstum im Radverkehr: Das Beispiel Paris
Paris wandelt sich von einer autozentrierten Metropole zu einer fahrradfreundlichen Stadt. Mit dem „Plan Vélo 2021–2026“ wurden zahlreiche Maßnahmen gestartet, um den Radverkehr deutlich zu stärken. Eine aktuelle Studie zeigt nun, welche Entscheidungen diesen Prozess vorantreiben.
Entwicklungen in Paris
Infrastruktur
180 Kilometer an sicheren Radwegen sollen bis 2026 entstehen.
Priorisierung
Busse, Straßenbahnen und Fahrräder sollen von Ampeln gegenüber dem Autoverkehr bevorzugt werden.
Radparken
Im öffentlichen Raum entstehen bis 2026 zusätzlich zu 30.000 Fahrradständern 50.000 sichere, überwachte Abstellanlagen. Weitere 50.000 folgen im privaten Bereich.
Modal Split
Der Anteil der Radfahrenden am Modal Split stieg von 3 Prozent im Jahr 2018 auf 11 Prozent im Jahr 2023.
Paris will 100 Prozent fahrradfreundlich werden
Paris steht vor großen Herausforderungen: Die Stadt mit rund zwei Millionen Einwohner:innen, 13 Millionen Menschen im Großraum und dem Titel der meistbesuchten Stadt der Welt (laut Euromonitor International) muss Mobilität neu denken. Der öffentliche Raum ist knapp und täglich sind Millionen Menschen in der Metropole unterwegs – sei es zur Arbeit, zu Freizeitaktivitäten oder als Tourist:innen. Um dieser enormen Nachfrage gerecht zu werden, setzt Paris vermehrt auf das platzsparende Fahrrad und treibt die Mobilitätswende konsequent voran.
Seit einigen Jahren investiert die Stadt gezielt in den Radverkehr – und das mit spürbarem Erfolg: Lag der Anteil der Radfahrer:innen am Modal Split im Jahr 2018 noch bei lediglich drei Prozent, so waren es 2023 bereits elf Prozent. Dieser Anstieg ist das Ergebnis einer konsequenten Strategie, die unter anderem im „Plan Vélo Paris 2021–2026“ verankert ist.
Der Fahrradplan umfasst zahlreiche Maßnahmen, darunter den Ausbau sicherer Radwege, die Errichtung von Fahrradstraßen sowie die Schaffung von zehntausenden neuen Fahrradabstellplätzen. Ziel ist es, den Radverkehr nicht nur sicherer und komfortabler zu gestalten, sondern ihn als gleichwertige Mobilitätsform im urbanen Raum zu etablieren.
Gut zu wissen: Bei einer Bürger:innenbefragung im März 2025 stimmten zwei Drittel der Pariser:innen für die weiteren Umgestaltungspläne: Sie sprachen sich für die Schaffung von 500 sogenannten „Gartenstraßen“ und für den Wegfall von rund 10.000 Parkplätzen aus.
Was wirkt? Studie bewertet 13 Maßnahmen
Wie wirksam die politischen Maßnahmen tatsächlich sind, wurde in einer aktuellen Studie untersucht. Sie analysiert den Zeitraum von 2018 bis 2023 und bewertet 13 Einzelmaßnahmen, die fünf übergeordneten Kategorien zugeordnet wurden: (1) gezielte Fahrradpolitik, (2) Restriktionen für motorisierte Fahrzeuge, (3) Einschränkungen für andere Verkehrsmittel, (4) Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität und (5) wirtschaftliche Rahmenbedingungen.
Mithilfe von GPS-basierten Zähldaten und einer Wirkungsanalyse wurde untersucht, wie stark einzelne Maßnahmen zur Veränderung des Radverkehrs beigetragen haben und wie sie im Zusammenspiel mit anderen Faktoren wirken. Dabei wurden auch externe Einflüsse wie Wetter, Feiertage und saisonale Schwankungen berücksichtigt, um möglichst realistische Ergebnisse zu erhalten.
Sichere Fahrradwege als wichtigste Grundvoraussetzung
Die Ergebnisse der Studie zeigen eine eindeutige Priorisierung: Der Ausbau sicherer und durchgängiger Fahrradwege ist der entscheidende Schlüssel zur Förderung des Radverkehrs. Eine gut ausgebaute Infrastruktur verbessert sowohl die objektive als auch die subjektive Sicherheit und schafft die Grundlage für eine breite Akzeptanz und Nutzung.
Auch die Verfügbarkeit von Fahrradverleihstationen spielt eine wichtige Rolle. Laut einer regionalen Umfrage von Collectif Mobilité aus dem Jahr 2023 nutzen 62 Prozent der Befragten solche Systeme vor allem deshalb, weil sie das Risiko eines Fahrraddiebstahls vermeiden möchten.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Angebot hochwertiger und attraktiver Fahrradabstellanlagen. Sind diese grundlegenden Voraussetzungen erfüllt, können ergänzende Maßnahmen die Attraktivität des Radfahrens weiter steigern – etwa durch die Förderung von E-Bikes, die Einrichtung von Begegnungszonen oder die Schaffung zusätzlicher Grünflächen.