Bologna Città 30: Flächendeckendes Tempo 30 schafft Sicherheit
Bologna ist die erste italienische Großstadt, die flächendeckend Tempo 30 in der Innenstadt eingeführt hat. Und das mit Erfolg: Seitdem ist die Zahl der Unfälle deutlich gesunken und der Anteil der Radfahrenden angestiegen.
Das sollten Sie wissen
Sicherheit
Die Zahl der Verkehrsunfälle ist damit stark zurückgegangen. Die Zahl der Todesfälle sank um rund ein Drittel.
Verkehr
Das städtische Verkehrsaufkommen von Kfz ist um 8 Prozent gesunken – 17.000 Kraftfahrzeuge weniger sind auf Bolognas Straßen unterwegs.
Bike-Sharing-Boom
Seit Projektstart hat sich die Anzahl der Bike-Sharing-Nutzer:innen mehr als verdoppelt.
Schadstoffe
In den ersten fünf Monate des Jahres 2025 wurde der niedrigste Stickstoffdioxid-Wert seit mindestens zehn Jahren gemessen.
„Bologna Città 30“ ist mehr als nur Tempo 30
Im Zentrum steht die Vision einer Stadt, die die Gesundheit der Menschen wieder in den Mittelpunkt rückt. Der erste Schritt war die flächendeckende Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit, doch das Projekt geht weit darüber hinaus. Bologna gestaltet den öffentlichen Raum neu: mit mehr Platz für Begegnung, ruhigeren und gepflegteren Straßen, begrünten Flächen und einem klaren Fokus auf Aktive Mobilität und sozialer Inklusion.
Um diese Ziele zu verwirklichen, investiert die Stadt kontinuierlich in die Verbesserung der Infrastruktur. Dabei entstehen unter anderem Projekte zur Sicherung von Straßen, Kreuzungen und Übergängen, zur Schaffung neuer Fußgänger- und Schulplätze sowie zum Ausbau des Netzes von Fußgängerwegen, Radwegen und Radspuren – ergänzt durch weitere Fahrradabstellplätze.
Gut zu wissen: „Città 30“ wird bereits in anderen italienischen Städten vorbereitet, diskutiert oder auf anderer Ebene initiiert. Hier finden Sie eine Übersicht (italienisch)
Mehr Sicherheit auf Bolognas Straßen
Weniger Unfälle und Verletzte – das zeigen die ersten Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2025.
| 1. Halbjahr 2025 | Durchschnitt aus dem 1. Halbjahr 2022 und 2023 | Differenz absolut | Differenz relativ | |
|---|---|---|---|---|
Unfälle | 1.211 | 1.428 | -217 | -15,2 Prozent |
Verletzte | 1.145 | 1.206 | -61 | -5,3 Prozent |
Todesopfer | 5 | 7,5 | -2,5 | -33,3 Prozent |
Unfälle mit Verletzte | 897 | 972 | -75 | -7,7 Prozent |
Unfälle ohne Verletzte | 300 | 443 | -143 | -32,3 Prozent |
Die Zahl der Verkehrstoten ist leicht gesunken – von durchschnittlich 7,5 Personen in den ersten Halbjahren 2022 und 2023 auf fünf im ersten Halbjahr 2025. Auch die Gesamtzahl der Unfälle ist deutlich zurückgegangen, mit einem Minus von 15,2 Prozent. Als häufigste Unfallursache nennt die örtliche Polizei Geschwindigkeitsüberschreitungen, die 38,3 Prozent aller Unfälle betreffen.
Die Zahl der Unfälle, in die Radfahrer:innen verwickelt waren, stieg zwar von 200 auf 243 (+21,2 Prozent), muss aber der deutlich gestiegenen Anzahl an Radfahrer:innen allgemein gegenübergestellt werden.
Zahl der aktiv Mobilen steigt
Die Straßen wurden nach der Einführung von „Città 30” deutlich sicherer, was sich auch auf die Aktive Mobilität auswirkt: In Bologna sind 19 Prozent mehr Radfahrende unterwegs. Beim Bike-Sharing ist ein regelrechter Boom entstanden, denn die Fahrten mit dem Sharing-Bike haben sich im Vergleich zu den Vorjahren verdoppelt (+119 Prozent).
Gleichzeitig ist das Kfz-Aufkommen um 8 Prozent zurückgegangen. Rund 17.000 weniger Kraftfahrzeuge sind in den Abschnitten des sogenannten „Gürtels” unterwegs, welcher entlang der Hauptverkehrsachsen verläuft und Aufschluss über den Verkehr in Richtung Zentrum als auch in Richtung Peripherie gibt.
Weniger Schadstoffe in der Luft
Im Rahmen des Projekts wurde auch der Einfluss auf die Umwelt erfasst, und zwar durch die Messung der Stickstoffdioxid-Werte. Betrachtet man die ersten fünf Monate des Jahres 2025, so wurde der niedrigste Stickstoffdioxid-Wert seit mindestens zehn Jahren gemessen. Der stündliche Durchschnittswert von 32 µg/m³ im Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Mai 2025 (letzte verfügbare Daten) ist gegenüber dem Durchschnitt von 46 µg/m³ im gleichen Zeitraum 2022–2023 um 30,4 Prozent und gegenüber dem gleichen Zeitraum 2024 um 11,1 Prozent gesunken. Mit Ausnahme des Jahres 2020 lag der Indikator außerdem immer über 40 µg/m³, während er nach dem Start von Città 30 unter diesen Schwellenwert gefallen ist.
Gut zu wissen: Als „Marker“ wurde der Schadstoff Stickstoffdioxid (NO₂) verwendet, da er im Gegensatz zu Feinstaub einen klaren Ursprung hat. Während Feinstaub aus einer Vielzahl von Quellen stammen kann, entsteht NO₂ in erster Linie durch Verbrennungsmotoren und Heizungen.
Gewinnerstadt des European Mobility Awards
Die Stadt Bologna hat im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche für ihre Aktivitäten rund um Aktive Mobilität, allen voran aber für die Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Rahmen des Projektes "Bologna Città 30", den Mobility Award gewonnen.
Das Video über die Gewinnerstadt können Sie hier nachsehen: