Studie: E-Bikes ersetzen Autos häufiger als Fahrräder
Beim Nutzungsverhalten zeigen E-Bikes mehr Gemeinsamkeiten mit dem Auto als mit dem Fahrrad. Die Studie der Uni Wuppertal liefert spannende Ergebnisse.
Wie ticken E-Biker:innen?
Sind E-Bikes einfach nur Fahrräder mit elektrischem Antrieb oder ein eigenständiges Verkehrsmittel? Die Studie der Universität Wuppertal zeigt: Eine Gleichsetzung von E-Bike und Fahrrad greift zu kurz. Die Nutzung von E-Bikes wird von anderen Faktoren bestimmt als die Nutzung klassischer Fahrräder. So werden E-Bikes beispielsweise für längere Strecken eingesetzt und die Qualität der Radinfrastruktur spielt eine deutlich geringere Rolle bei der Wahl des Verkehrsmittels. Die Studie setzt genau hier an: Sie analysiert das spezifische Mobilitätsverhalten von E-Biker:innen und bewertet ihr Potenzial, Autofahrten zu ersetzen.
Forschungsfragen
Im Mittelpunkt der Studie stehen daher die folgenden Fragen:
Inwiefern unterscheiden sich die Faktoren, die die Wahl des Verkehrsmittels beeinflussen, zwischen Fahrrädern und E-Bikes?
In welchem Ausmaß ersetzt die E-Bike-Nutzung die aktive Mobilität, Autofahrten oder den öffentlichen Verkehr?
Datenbasis
Als Datenbasis wurde die Erhebung „Mobilität in Deutschland 2017“ herangezogen. Diese enthält unter anderem Quell- und Zielorte sowie Wohnorte der Teilnehmenden und bildet einzelne Wegfahrten ab. Rund 190.000 Datensätze wurden damit erfasst und im weiteren Verlauf um Informationen zur Geländesteigung, zur räumlichen Typologie sowie zu den Abfahrtszeiten des öffentlichen Verkehrs angereichert.
Hinweis: Für die Mobilitätsstudie Deutschland 2023 liegen erste Ergebnisse vor, allerdings fehlen die vollständigen Wegedaten. Daher wurden die Daten aus 2017 herangezogen. Seither hat sich die Nutzer:innen-Gruppe von Elektrofahrrädern verbreitert.
E-Biker:innen ähneln in ihrem Verhalten Autofahrer:innen
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Wer E-Bikes und herkömmliche Fahrräder gleichsetzt, übersieht zentrale Unterschiede im Nutzungsverhalten. In einigen Aspekten ähnelt die E-Bike-Nutzung vielmehr der des Autos.
Während beim klassischen Fahrrad die Qualität der Infrastruktur und die Länge der Strecke entscheidend sind, spielen diese Faktoren beim E-Bike eine geringere Rolle. E-Bikes werden häufiger für längere und anspruchsvollere Strecken genutzt – ähnlich wie das Auto.
Ähnlicher sind sich E-Bikes und Fahrräder hinsichtlich der Topografie: Sowohl bei Elektrofahrrädern als auch bei herkömmlichen Fahrrädern wirkt sich die Geländesteigung deutlich auf die Verkehrsmittelwahl aus. Der Effekt ist dabei stark altersabhängig.
Elektrofahrräder ersetzen vor allem das Auto
Ein weiterer Schwerpunkt der Studie war die Frage, welche Verkehrsmittel durch die E-Bike-Nutzung verdrängt werden. Analysiert wurden E-Bikes, Fahrräder (C-Bikes), Autofahrten als Beifahrer:in, Autofahrt als Fahrer:in, der öffentliche Verkehr sowie das Zu-Fuß-Gehen.
Das Ergebnis: Wenn ein E-Bike zur Verfügung steht, hat es das Potenzial, 63,2 Prozent aller mit dem Auto zurückgelegten Kilometer, 18,4 Prozent aller mit dem Fahrrad zurückgelegten Kilometer, 8,1 Prozent aller mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegten Kilometer und 10,2 Prozent aller zu Fuß zurückgelegten Kilometer zu ersetzen.
| - | Zu-Fuß-Gehen | Fahrrad (C-Bike) | Auto Beifahrer:in | Autofahrer:in | Öffentlicher Verkehr |
|---|---|---|---|---|---|
fahrtenbasiert | 27,9 | 24,0 | 11,8 | 31,3 | 5 |
kilometerbasiert | 10,2 | 18,4 | 17,4 | 45,8 | 8,1 |
Hinweis: Der Kostenfaktor der verschiedenen Transportmittel wurde nicht berücksichtigt.
Empfehlungen aus der Studie
Für Forschung und Verkehrsplanung bedeutet das: E-Bikes müssen als eigenständige Kategorie betrachtet werden. Sie sind nicht einfach „schnellere Fahrräder“, sondern weisen ein deutlich anderes Nutzungsverhalten auf.
Durch ihre besonderen Merkmale haben E-Bikes das Potenzial, den Autoverkehr spürbar zu reduzieren, die CO₂-Emissionen des Verkehrssektors zu senken und gleichzeitig die aktive Mobilität zu fördern.