© Johannes Brunnbauer

Fähigkeiten von radfahrenden Kindern im Verkehrsraum in Abhängigkeit zur Infrastruktur

Sind die derzeitigen infrastrukturellen Rahmenbedingungen für das Radfahren von Kindern im öffentlichen Straßenverkehr angemessen und welche Auswirkung hat die Radinfrastruktur auf die Radfahr-Fähigkeiten von Kindern? Die Studie wurde von “sicher unterwegs” in Kooperation mit der TU Wien und Research & Data Competence durchgeführt.

© Johannes Brunnbauer

Aktionsradius von Kindern sinkt stetig

In den letzten Jahren hat sich der sogenannte „Aktionsradius“ von Kindern deutlich verringert. Konkret bedeutet das: Kinder nehmen tendenziell immer seltener aktiv am Verkehrsgeschehen teil. Anstatt selbständig und aktiv mobil zu sein, scheint das „Elterntaxi“ immer attraktiver geworden zu sein. Das stellt nicht nur eine Verschlechterung für unsere Umwelt dar, es wirkt sich außerdem negativ auf die motorischen Fähigkeiten, die Gefahrenwahrnehmung und den richtigen Umgang mit Gefahrensituationen von Kindern aus. Um diesen Entwicklungen zukünftig entgegenwirken zu können, wurde die hier vorliegende Studie umgesetzt. Das Ergebnis dieser Sondierungsstudie sind drei Studiendesigns für eine repräsentative Folgestudie, denen folgende Forschungsfragen zugrunde liegen:

  • Welchen Einfluss hat eine Radinfrastruktur auf die Fähigkeiten von Kindern beim Radfahren im Verkehrsraum?
  • Welche Rahmenbedingungen müssen erfüllt sein, damit ein Kind das Grundrecht für einen zumutbaren, selbstständigen Weg mit dem Fahrrad ausüben kann?

Die Studie wurde von „sicher unterwegs“ in Kooperation mit der Technischen Universität Wien und Research & Data Competence durchgeführt. 

Das wurde konkret gemacht

Allgemein gilt: Infrastruktur sollte für alle am Verkehr teilnehmenden Personen nutzungsfreundlich gestaltet sein und im Idealfall Aktive Mobilität fördern. Damit das zukünftig erzielt werden kann, sollte sich die Gestaltung von Infrastruktur an den höchsten Sicherheits- und Schutzbedürfnissen der schwächsten Verkehrsteilnehmenden orientieren – den Kindern.

Doch welche Sicherheits- und Schutzbedürfnisse haben Kinder, um sicher und selbständig mit dem Fahrrad unterwegs zu sein? Um das zu ermitteln wurde im ersten Schritt eine Literaturrecherche bezüglich gesetzlicher Regelungen in verschiedenen Ländern durchgeführt. Aufbauend auf diesen Recherchen wurden die für Kinder relevante Kenngrößen verfügbarer Infrastruktur identifiziert und innerhalb eines Kriterienkatalogs strukturiert. Diese Kenngrößen wurde dann innerhalb einer interdisziplinären Fachgruppe einer Bewertung unterzogen. Einige der ausgewählten Infrastrukturelemente wurden außerdem exemplarisch getestet und wurden mittels einer ausgewählten Kindergruppe und der Methode der kommentierten Begutachtung in der Praxis bewertet.

Das ist für radfahrende Kinder besonders wichtig

Insgesamt wurden neun für Kinder relevante Kenngrößen identifiziert und in einem Kriterienkatalog zusammengefasst. Durch die interdisziplinäre Fachgruppe wurden vier dieser neun Kenngrößen als besonders relevant eingestuft:

  • Breitenbedarf eines Netzelements: Damit ist die Regelung von Mindest- und Regelbreiten verschiedener Netzelemente (z.B. Gehweg, Fahrbahn, Radweg) gemeint.
  • Eingesetzte Organisationsform nach Kfz-Parameter: Die Organisationsform definiert, wie die Verkehrsform (Radverkehr, Fußverkehr, Kfz-Verkehr, etc.) im Straßennetz organisiert wird. Also ob sie beispielsweise getrennt voneinander oder gemischt miteinander geführt werden.
  • Wirksamkeit und Ausstattung eines Netzelements: Diese Kenngröße beschreibt die Wirksamkeit sowie empfohlene Richtlinien für die Ausgestaltung der Netzelemente (Fahrradabstellanlagen, Aufstellflächen, Beleuchtung, etc.).
  • Problemstellen und Angsträume: Problemstellen und Angsträume können unter anderem Unterführungen, Kreisverkehre, Tunnel, Brücken, Haltestellen oder auch Radfahranlagen auf Straßen mit Schienenverkehr sein. 

Als besonders wesentlich für eine kinderfreundliche Gestaltung der Radinfrastruktur wurden außerdem folgende Maßnahmen definiert:

  • Reduzierte Geschwindigkeiten
  • Durchgängigkeit der Radinfrastruktur
  • Eindeutige Bodenmarkierungen
  • Gute Sichtverhältnisse
  • Gute Oberflächenbeschaffenheit der Wege
  • Bauliche Trennung von schnellem motorisierten Fließverkehr

Ausblick

Auf Basis der Gesamtergebnisse dieser Studie wurden insgesamt drei Empfehlungen für methodische Studiendesigns entwickelt, welche als Grundlage für mögliche Folgestudien dienen sollen. Damit kann ein weiterer Schritt in Richtung radfahrfreundlicher Gestaltung der österreichischen Infrastruktur angestoßen werden. 

Die Langfassung des Berichts kann hier nachgelesen werden. 

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