
Masterplan Radfahren 2030: Mobilitätswende durch mehr Radverkehr
Der Masterplan Radfahren bildet den Rahmen für die Bundesstrategie im Bereich des Radverkehrs. Ziel ist es, den Radverkehrsanteil in Österreich auf 13 Prozent zu erhöhen. Der Masterplan 2030 dient der Evaluierung der gesetzten Maßnahmen und der Neuausrichtung der Radverkehrsstrategie.


Die Entwicklung des Radverkehrs
Mit dem Masterplan Radfahren 2006 und der darauffolgenden Schwerpunktsetzung auf Radverkehr im klimaaktiv mobil Programm initiierte das damalige Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) eine wegweisende Offensive zur Förderung des Radverkehrs in Österreich.
Im Jahr 2011 wurden die bisherigen Maßnahmen evaluiert und neue Schwerpunkte für die Jahre 2011 bis 2015 definiert. Neben der klimaaktiv mobil Radverkehrsoffensive wurden der wirtschaftliche und gesundheitliche Nutzen des Radverkehrs stärker hervorgehoben. Zudem legte man besonderen Wert auf die Förderung von Elektrofahrrädern und die bessere Verknüpfung des Radverkehrs mit dem öffentlichen Verkehr.
Dank dieser gezielten Maßnahmen stieg der Radverkehrsanteil in Österreich von 2006 bis 2010 von 5 Prozent auf 7 Prozent (Erhebung „Österreich unterwegs“). Für das Jahr 2015 wurde ein Ziel von 10 Prozent angestrebt, mit dem Masterplan Radfahren 2015-2025 soll der Anteil auf 13 Prozent wachsen. Im Rahmen des 13. Österreichischen Radgipfels (2022) in Wien wurde mit dem „Übereinkommen zur Förderung des Radverkehrs: Gemeinsame Offensive von Bund, Ländern und Gemeinden“ ein wichtiger Schritt für die stärkere Nutzung von Fahrrädern in Österreich gesetzt. Mit einer Reihe von ambitionierten Maßnahmen soll der Anstieg des Radverkehrs gelingen.
Evaluierung und Neuausrichtung für 2030
Mit dem Masterplan 2030 fand eine Zwischenevaluierung und eine Neuausrichtung statt. Eine Reihe von Bundesländern und Städten haben in den letzten Jahren Konzepte zur Förderung des Radverkehrs oder der Aktiven Mobilität (inklusive Fußverkehr) erstellt, um der Zielerreichung auch auf regionaler und lokaler Ebene Rechnung zu tragen. Damit wird der Stellenwert des Radverkehrs gestärkt und die Entwicklung des Radverkehrs sowohl im Alltag als auch in der Freizeit beziehungsweise im Tourismus vorangetrieben.
Schwerpunkte des Masterplans
Im Masterplan Radfahren des Bundes wird angestrebt, klimaaktiv mobil als Drehscheibe für das Thema Radfahren zu etablieren und vor allem die Internetplattform für den Informationsaustausch zwischen den Akteur:innen zu verstärken. Zur Intensivierung der Radverkehrskoordination zwischen Bund, Ländern und Gemeinden wurden in allen Bundesländern und Landeshauptstädten Koordinator:innen für den Radverkehr eingesetzt. Die Vernetzung und Zusammenarbeit wird unter anderem in der Arbeitsgruppe Radverkehr und beim jährlich stattfindenden Österreichischen Radgipfel fortgesetzt.
Die klimaaktiv mobil Förderungen unterstützen dabei Gemeinden, Städte, Unternehmen, Vereine sowie Tourismus- und Bildungseinrichtungen auch finanziell: Gefördert werden die Radverkehrsinfrastruktur sowie die Anschaffung von Fahrrädern und Abstellanlagen. Zudem können die Akteur:innen auch auf das kostenlose Beratungsprogramm zugreifen.
Bessere Rahmenbedingungen für den Radverkehr sollen vor allem durch bauliche Maßnahmen geschaffen werden: Das steigende Radverkehrsaufkommen weckt den Bedarf nach einer qualitativ hochwertigen Infrastruktur. Ergänzend werden eine rechtliche Besserstellung des Radverkehrs angestrebt und Sicherheitsmaßnahmen wie die Mobilitätsbildung etabliert.
Durch die Novellierung der Straßenverkehrsordnung (StVO) und die laufende Weiterentwicklung der Richtlinien (RVS, OIB-Richtlinien) soll der Radverkehr auf Bundesebene stärker berücksichtigt werden. Auch in allen relevanten Richtlinien und Verordnungen auf Landesebene, zum Beispiel der Bauordnung, der Wohnbauförderung et cetera, ist die Berücksichtigung des Radverkehrs sicherzustellen.
Gut zu wissen: Klimarelevante RVS, wie jene für den Radverkehr, stehen kostenlos zum Download zur Verfügung.
Um den Radverkehr effektiv zu fördern und die notwendigen Ressourcen gezielt einzusetzen, sind umfassende und aktuelle Radverkehrsstatistiken unverzichtbar. Diese bilden eine wesentliche Entscheidungsgrundlage und erfordern eine harmonisierte Vorgehensweise bei der Radverkehrszählung. Ziel ist es, ein österreichweit einheitliches Radverkehrszählsystem zu etablieren. Zur Qualitätssicherung sind Radverkehrsverträglichkeitsprüfungen und Radverkehrs-Checks vorgesehen.
Eine nachhaltige Förderung des Radverkehrs geht Hand in Hand mit der Bewusstseinsbildung bei Entscheidungsträger:innen. Sie müssen den Nutzen des Radverkehrs erkennen und unterstützen. Ebenso wichtig ist es, in der Bevölkerung ein positives Image des Fahrrads als intelligentes und umweltfreundliches Alltagsverkehrsmittel zu entwickeln. Besonders hervorgehoben werden sollte der persönliche Nutzen des Radfahrens, wie die Verbesserung der Lebensqualität, der Gesundheit und die schnelle Erreichbarkeit auf Kurzstrecken.
Die Kombination des Fahrrads mit anderen Verkehrsmitteln, insbesondere jenen des Umweltverbundes (Zufußgehen und öffentlicher Verkehr) ist ein wichtiges Fundament für die klimafreundliche Mobilität. Optionen wie Bike and Ride, Radverleihsysteme und die Fahrradmitnahme in Bus und Bahn werden hier forciert, um die Vorteile des Radverkehrs (Flächenerschließung) mit jenen des ÖV (schneller Punkt-zu-Punkt-Verkehr) zu verknüpfen.
Radfahren ist für Österreichs Wirtschaft von großer Bedeutung: Die Studie „Wirtschaftsfaktor Radfahren“ zeigt eine Verdoppelung der Bruttowertschöpfung im Vergleich der Jahre 2009 und 2019. Insgesamt ergibt sich eine Wertschöpfung von 2,9 Milliarden Euro, zudem werden 46.000 Arbeitsplätze durch die Fahrradbranche und damit verbundene Branchen gesichert.
Insbesondere der Fahrradtourismus ist ein bedeutender Wirtschaftszweig. Ein Schwerpunkt des Masterplans ist es, die Synergien zwischen Fahrradtourismus und Alltagsradverkehr zu stärken und auszubauen.
Aufgrund der großen Nachfrage ist auch der Bedarf an Aus- und Weiterbildung gestiegen. Sowohl durch das Elektrofahrrad als auch durch das Transportrad sind neue Ausbildungsbedarfe für die Akteur:innen in der Wirtschaft entstanden, die mittelfristig die Etablierung des Berufs Fahrradtechniker:in erfordern. Ein Schwerpunkt der Radoffensive ist daher die Aus- und Weiterbildung.
Der Masterplan Radfahren schlägt eine weitere Brücke zwischen Mobilität und Gesundheit. Aktive Mobilität gilt als einfache, leicht in den Alltag integrierbare und gesundheitsfördernde Bewegungsform. Um den volkswirtschaftlichen Gesundheitsnutzen des Radfahrens zu maximieren, soll die Steigerung des Radverkehrsanteils als gesundheitsfördernde Maßnahme verstärkt kommuniziert und im Gesundheitsbereich verankert werden. Dabei orientiert man sich an den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation: Bereits 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche bringen positive Gesundheitseffekte – das entspricht circa 20 Minuten pro Tag oder 30 Minuten pro Arbeitstag.
Studie: 7 Milliarden Euro Investitionsbedarf
Im April 2022 veröffentlichten die Radkompetenz-Mitglieder Planoptimo und Verracon im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und der neun Bundesländer eine wegweisende Studie zum Radverkehr. Ziel der Untersuchung war es, den notwendigen Aufwand zu ermitteln, um den Radverkehr in Österreich maßgeblich zu fördern. Die Studie beleuchtet die erforderlichen Maßnahmen und die notwendigen Investitionssummen, um den Anteil des Radverkehrs auf 13 Prozent zu erhöhen. Das Ergebnis: Bei Annahme der höchsten Qualitätsstufe belaufen sich die Investitionskosten auf rund 7 Milliarden Euro.