
Masterplan Gehen 2030: Strategie zur Förderung des Fußverkehrs in Österreich
Der Masterplan Gehen bildet den Rahmen für die Bundesstrategie im Bereich des Fußverkehrs. Er dient als Grundgerüst für Akteur:innen im Fußverkehrsbereich und setzt Maßnahmen in zehn großen Handlungsfeldern fest.

Mobilitätsmasterplan und der Masterplan Gehen
Der Masterplan Gehen ist ein Beitrag zur Umsetzung des Mobilitätsmasterplans 2030, welcher den Klimaschutzrahmen für den Verkehrssektor in Österreich bildet. Dieser Masterplan wurde vom BMK in Abstimmung mit dem Städtebund, dem Gemeindebund, den Bundesländern und Expert:innen aus dem Bereich Fußverkehr entwickelt. Ziel ist es, den Stellenwert des Fußverkehrs sowohl bei Planungen und Infrastrukturprojekten als auch in den Richtlinien von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden deutlich zu erhöhen.
Mit dem ersten Masterplan Gehen 2015 war Österreich europäischer Vorreiter. Der aktuelle Masterplan Gehen 2030 ist in die Bundesstrategien eingebettet und leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Bedingungen für das Gehen.
Die Entwicklung des Fußverkehrs
Von 1950 bis 2020 ist der Anteil des Fußverkehrs von 67 auf 17 Prozent gesunken. Gleichzeitig hat der Autoverkehr massiv zugenommen. Der Modal Split gibt grundsätzlich Auskunft über die Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel. Die Erhebungsmethode hat allerdings Schwächen, da der zurückgelegte Weg nur einem Hauptverkehrsmittel zugeordnet wird. Die Wege, die wir zurücklegen, sind aber sehr oft ein Mix aus verschiedenen Verkehrsmitteln. Vor allem der Fußverkehr gemeinsam mit dem öffentlichen Verkehr (ÖV) bilden eine gängige Kombination, da der Weg zur Haltestelle überwiegend zu Fuß zurückgelegt wird. Dies führt zu einer Untererfassung des Fußverkehrs in statistischen Auswertungen.
Beispiel aus dem Masterplan Gehen: Eine Person geht zehn Minuten zu ihrem geparkten Auto, fährt dann damit in eine Tiefgarage und geht anschließend noch fünf Minuten bis zum Ziel. Im Modal Split wird dieser Weg nur dem Hauptverkehrsmittel Pkw zugeordnet.

Daher wurde das „Etappenkonzept“ entwickelt, das die Gesamtstrecke in Etappen unterteilt und die Verkehrsmittel den Teilstrecken zuordnet. Im oben genannten Beispiel wird der Gesamtweg in zwei Fußwege und einen Autoweg unterteilt. Dadurch ergeben sich andere Werte als bisher: Der Fußverkehr hat beim Etappenkonzept mit 45 Prozent einen höheren Anteil als der Autoverkehr mit 36 Prozent.

Mit dem Etappenkonzept erhalten wir ein realistischeres Bild der tatsächlichen Verkehrsmittelnutzung. Die Bedeutung des Fußverkehrs wird dadurch wieder ins rechte Licht gerückt. Der Masterplan Gehen hat sich daher zehn Ziele zur Verbesserung des Fußverkehrs gesetzt.
Zehn Ziele für den Fußverkehr
Durch fußverkehrsfördernde Maßnahmen soll eine Trendwende zur Steigerung des Fußverkehrs in Österreich erreicht werden: Der Anteil des Fußverkehrs am Modal Split soll von derzeit 17 Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2030 gesteigert werden. Übergeordnetes Ziel ist die Klimaneutralität in Österreich bis 2040.
Der Masterplan Gehen 2030 leistet einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der umwelt-, klima- und verkehrspolitischen Ziele: Er war Teil des Regierungsprogramms 2020–2024 und des Mobilitätsmasterplans. Darüber hinaus spielt der Masterplan eine wichtige Rolle bei der Ausgestaltung des Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP). Er dient der Umsetzung von EU-Zielen, insbesondere der EU-Strategie Smart Sustainable Mobility und Sustainable Urban Mobility Framework (SUMPS), und trägt vor allem zur Umsetzung umwelt- und verkehrspolitischer Ziele auf Landes- und Gemeindeebene bei.
Der Ausbau einer attraktiven Fußverkehrsinfrastruktur in Österreichs Städten und Gemeinden ist ein zentraler Baustein für ein nachhaltiges Mobilitätssystem. Baumaßnahmen müssen den Fußverkehr stärker berücksichtigen und Maßnahmen für den Radverkehr dürfen nicht zulasten der Fußgänger:innen durchgeführt werden.
Gehen ist flächen- und raumsparend, was angesichts der Flächenknappheit in vielen Siedlungen wichtig ist. Optimal für den Fußverkehr sind Ortsstrukturen mit Radien von etwa einem Kilometer, in denen die täglichen Versorgungs- und Kommunikationsbedürfnisse zu Fuß erledigt werden können.
Gut gestaltete Infrastrukturen wie breite Wege und ausreichend Licht tragen zur Verkehrssicherheit für das Gehen bei. Gleichzeitig steigt auch das subjektive Sicherheitsgefühl, wenn beispielsweise Unterführungen mit Licht oder auch Kunstinstallationen angenehmer gestaltet werden.
Zufußgehen verbraucht keine fossilen Energieträger und verursacht keine Schadstoffemissionen. Ziel für Politik und Planung ist es, den Siedlungsraum so zu gestalten, dass die Quelle-Ziel-Beziehungen mit Aktiver Mobilität in Kombination mit dem öffentlichen Verkehr erreicht werden können.
Gehen stärkt die Muskulatur, das Atemvolumen und das Immunsystem, es wirkt gegen Bluthochdruck, verbessert die Herzgesundheit und hilft, Übergewicht zu vermeiden. Zudem baut Gehen Stress ab und hilft gegen Angst und Depression. Durch Alltagsbewegung wie das Gehen kann man mit geringem Aufwand Bewegung ins tägliche Leben integrieren.
Fußverkehrsfreundliche Städte und Gemeinden mit einer funktionierenden Nahversorgung leisten einen wichtigen Beitrag zu einer gleichberechtigten Mobilität. Die Förderung des Fußverkehrs ermöglicht eine barrierefreie, selbstbestimmte, eigenständige und inklusive Mobilität unabhängig von Alter und verfügbarem Einkommen.
Aus dem Fußverkehr entstehen keine volkswirtschaftlichen Ausgaben wie Umweltkosten, Staukosten oder andere externe Kosten. Gleichzeitig hat der Fußverkehr das Potenzial, Stadt- und Ortskerne (wirtschaftlich) zu beleben.
In der Planung soll durch Partizipationsmöglichkeiten auf die Bedürfnisse aller Gesellschaftsgruppen eingegangen werden.
Der Weg zur Förderung
klimaaktiv mobil fördert Infrastrukturmaßnamen für eine fußverkehrsfreundliche Gestaltung von Städten, Gemeinden und Regionen. Voraussetzung für den Erhalt der Förderung ist die Erstellung eines lokalen Masterplans Gehen beziehungsweise eines örtlichen Fußverkehrskonzeptes, das ein zusammenhängendes, engmaschiges und flächendeckendes Gehwegenetz im Siedlungsgebiet sicherstellt. Umsetzer:innen erhalten im Handbuch Gehen Hilfestellungen.
Wir empfehlen Gemeinden und Städten im ersten Schritt die Kontaktaufnahme mit unserem kostenlosen klimaaktiv mobil Beratungsprogramm für Städte, Gemeinden und Regionen.
Wichtiger Hinweis: Alle verfügbaren Fördermittel sind derzeit ausgeschöpft und es ist keine Einreichung möglich!